Verliebt, verlobt, verheiratet:

Familienstand in der Bewerbung

 Familienstand in der Bewerbung

Möchten Sie eingestellt werden, nur, weil Sie verheiratet sind? Also ich nicht! Mir geht’s entschieden darum, dass meine fachliche Qualifikation im Vordergrund steht, wenn ich mich bewerbe. Meine private Situation hat meinen etwaigen Arbeitgeber nicht zu interessieren. Warum sollte ich mein Familienstand in der Bewerbung angeben? Eine Pflicht für Bewerber, dies zu erwähnen, gibt es nicht.

 

Das Gerücht, dass der Familienstand in den tabellarischen Lebenslauf hineingehört, hält sich hartnäckig. Früher waren Angaben, wie "Familienstand" und "Kinder" üblich – aber das ist lange her. Spätestens mit dem 'Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz' (AGG) 2006 wurde der Familienstand als Pflichtangabe beim Bewerbungsschreiben abgelöst. Und das ist gut, denn es darf heute aufgrund persönlicher Kriterien niemand von einem Arbeitgeber benachteiligt werden.


    Ihr Familienstand hat nichts mit Ihrer Eignung für den Job zu tun, bietet aber jede Menge Interpretationsspielraum für einen Bewerbungsleser. Und das nicht immer zum Positiven hin. Dies gilt auch für die Angabe von Kindern (ggf. mit den Altersangaben). Immer noch werden vor allem kleine Kinder mit jeder Menge Fehltage assoziiert. Oder, einem ledigen 30-jährigen mangelnde Bindungsfähigkeit angedichtet. Alles in allem ein unschönes, nicht gewolltes Image!

Es stellt sich die Frage, inwieweit sich eine Bewerberin oder ein Bewerber freiwillig entscheiden soll, den Familienstand im Lebenslauf zu kommunizieren. Schließlich ist der Gedankengang nachvollziehbar, dass es positiv sein kann, wenn ein Bewerber sich offen präsentiert und mehr preisgibt, als er müsste.



Gehört der Familienstand in die Bewerbung?

Was soll es bringen, in der Bewerbung mehr anzugeben, als erwartet? Klare Antwort: Nichts. Gerade bei der schriftlichen Bewerbung geht es nicht darum, alles bis ins Detail hineinzupacken. Nein, es geht vielmehr darum, kompetent und gut qualifiziert aufzutreten, um beste Chancen auf eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zu haben. Welchen Angaben und Informationen gehören dazu?

Etwaige Gedankengänge eines künftigen Arbeitgebers, inwieweit der Familienstand oder eine Familienplanung sich positiv oder negativ auf die Arbeitsleistung auswirken, sind bei den Auswahlkriterien für das Bewerbergespräch eher hinderlich.

Geheim muss das private Umfeld einer Bewerberin oder eines Bewerbers keineswegs bleiben. Aber es gibt bessere Möglichkeiten, über die familiäre Situation zu plaudern. Und zwar im Vorstellungsgespräch. Spätestens beim Smalltalk wird die Frage nach dem persönlichen Umfeld kommen. Und hier ist der richtige Ort, um darüber zu informieren, ob Sie verheiratet oder alleinerziehend sind. Sie können darlegen, wie Ihre Kinder während der Arbeitszeit untergebracht werden und wie Sie die Kinderbetreuung generell organisieren. Wenn Sie das überzeugend darlegen können, sind Sie drin im Boot.

Warum ist es besser, das Thema erst im Vorstellungsgespräch anzupacken? Spätestens beim ersten Händedruck wird der künftige Chef weg von der schriftlichen Bewerbung, hin zum persönlichen Eindruck switchen. Der Sympathiefunke wird zu einem nicht unerheblichen Faktor bei der Beurteilung Ihrer Person.  Eine Mutter oder Vater, der stolz seine Kinder aufzählt, bringt mehr Emotionen herüber als eine nüchterne Aufzählung auf Papier. Entsprechend wird das Vorhandensein von Kindern auch auf der Sympathieebene beurteilt.

Außerdem ist nicht klar, nach welchen Kriterien ein Arbeitgeber seine Leute aussucht. Manch einer findet ledige Arbeiter besser, da sie unabhängiger und flexibler sind. Andere bevorzugen Verheiratete, da sie sich im besten Falle in einem stabilen Umfeld befinden, wenn sie auf Unkenrufe schwören. Dabei erfüllt manche Ehe das stabile Umfeld nicht. Letztlich ist alles rein spekulativ, daher mein Kredo: Der Familienstand hat in der schriftlichen Bewerbung nichts mehr verloren – er bringt für alle eher Nachteile, nicht nur für Alleinerziehende.


Familienstand und Kinder in der Bewerbung

Familienstand im Lebenslauf - Ausnahmen zur Regel

Wenn Sie sich bei einem kirchlichen Arbeitgeber bewerben, sieht die Sache anders aus. Da hier noch konservative Wertvorstellungen herrschen, ist die Information, ob Sie verheiratet sind, unter Umständen von Bedeutung. Das schließt aus, dass Sie in „wilder Ehe“ leben, ein Zustand, der nicht unbedingt tolerabel erscheint. Gleiches gilt auch ausnahmsweise für die Angabe der Konfession. Tipp: Bei einem kirchlichen Arbeitgeber sollten Sie in der Bewerbung auf Ihren Familienstand hinweisen.

Die persönliche Wahrnehmung zum Familienstand

Wenn es für Sie besser anfühlt, Ihren Familienstand und die Kinderanzahl in der Bewerbung mitzuteilen - tun Sie es. Schließlich müssen Sie sich mit Ihrer Bewerbung perfekt identifizieren. Und vielleicht müssen Sie so eine Hürde weniger im Vorstellungsgespräch nehmen. Je nachdem, wie viel Bauchschmerzen Ihnen ein Vorstellungsgespräch macht, kann das für Sie die bessere Entscheidung sein. Am besten hören Sie in sich hinein, um eine gute Entscheidung zu treffen.

So geben Sie den Familienstand in der schriftlichen Bewerbung an

Der richtige Platz für die Angabe des Familienstands ist der Lebenslauf. Gleich zu Beginn unter den Angaben Adresse, Telefonnummern, Geburtsdatum, Geburtsort kann der Familienstand aufgeführt werden. Im Anschreiben hat der Familienstand nichts verloren. Übrigens: Auf dem Deckblatt hat der Familienstand nichts verloren.

 

 


Familienstand         Vorteil                                                                                     Empfehlung

ledig
Junge, ledige Arbeitnehmer gelten als flexibel und
unabhängig. Ab einem gewissen Alter könnte Bindungsangst oder Sprunghaftigkeit unterstellt werden. Das spräche gegen eine geplante langfristige Zusammenarbeit.


verlobt Die Angabe „verlobt“ ergibt keinen Sinn.
Hier besser auf die Angabe „ledig“ ausweichen.
verheiratet     
Verheiratete Arbeitnehmer haben auf den ersten Blick
ein stabiles Image. Das private Umfeld erscheint
so wie es soll.  Wie weit ein Personaler das Wort verheiratet für sich besetzt, liegt eventuell an seinen persönlichen Erfahrungen. Verheiratet und mehrere kleine Kinder ist vor allem für Frauen unter Umständen eine Hürde.
geschieden      
Geschiedenen wird schnell der Makel angehaftet,
mit ihrer Lebensplanung gescheitert zu sein.
verwitwet              
Klingt angeschlagen, als hätte man gerade eine schwere Zeit hinter sich und wäre nicht belastbar.   




Familienstand - Mit Kind und Kegel im  Lebenslauf

Auch wenn sich bei Eltern tagein, tagaus alles um die Kinder dreht – bei der schriftlichen Bewerbung geht es nur um Sie! Ihre Kinder sollten in Ihrem Lebenslauf nicht auftauchen. Aber selbst hier gibt es die eine oder andere Ausnahme. Wenn Sie sich beispielsweise als Erzieherin bewerben, ist es als durchaus positiv zu bewerten, wenn Sie Erfahrungen mit eigenen Kindern haben.

 

Fazit zum Familienstand in der Bewerbung

Schreiben Sie Ihre Bewerbung besser ohne die nicht mehr zeitgemäße Angabe „Familienstand“. Sie handeln sich mehr Nachteile als Vorteile ein!

Häufige Fragen: FAQ zum Familienstand in der Bewerbung

Wird der Familienstand im Lebenslauf angegeben?
Früher war es üblich, den Familienstand in einer Bewerbung anzugeben. Seit 2006 hat sich das geändert. Es trat das 'Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz' (AGG) in Kraft, das zum Ziel hat, allen Bewerbern die gleichen Chancen einzuräumen. In einer modernen Bewerbung wird der Familienstand nicht mehr aufgeführt. Das ist sinnvoll, denn der Familienstand stellt kein relevantes Einstellungskriterium dar. Spekulationen von Arbeitgebern, inwieweit Frauen durch eine Babypause ausfallen könnten, sind somit passe. Ausnahmen bilden wenige Arbeitgeber, für die die Information immer noch wesentlich ist. Hierzu gehören beispielsweise kirchliche Träger oder ähnliche. Wer die Angabe über den Familienstand weiterhin freiwillig macht, kann das tun – wirkt eventuell etwas oldschool.

Was gibt es für Familienstände?

1. ledig: steht für eine noch nie verheiratete Person; 2. verheiratet: steht für das Zusammenleben nach dem Eingehen einer Lebensgemeinschaft; 3. verwitwet: steht für den Familienstand nach Tod des Ehepartners/-partnerin; 4. geschieden: steht für den Familienstand nach Auflösung einer Ehe; 5. eingetragene Lebenspartnerschaft: steht für eine eingetragene Lebenspartnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare

Ist verlobt ein Familienstand?
Eine Verlobung ist ein gegenseitiges Heiratsversprechen zweier Menschen und stellt noch keinen relevanten Familienstand dar. Solange die Hochzeit noch nicht stattgefunden hat, sind beide weiterhin als „ledig“ zu bezeichnen. Der Begriff „verlobt“ hat also nur einen privaten Charakter und wird etwa in einem Lebenslauf nicht erwähnt.

Gehört der Familienstand zu den persönlichen Daten im Lebenslauf?
Aufgrund des 'Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes' (AGG) ist es heute nicht mehr üblich, den Familienstand und die Anzahl der Kinder in der Bewerbung zu kommunizieren. Wer trotzdem seinen Familienstand mit in die Bewerbung aufnehmen möchte, sollte das im Rahmen der persönlichen Daten am Anfang des Lebenslaufs tun. Gleich nach Namen, Adresse, Kontaktdaten, Geburtstag und Geburtsort kann auch der Familienstand aufgeführt werden.


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Sabine Ratermann